Jürgen Todenhöfer IS





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Natürlich bedauere ich Fleischhauers entbehrungsreiche Kindheit, aber am Ende ist das eher psychoanalytisch interessant und zudem sein privates Problem. Fleischhauer weiß das alles natürlich. Gefällt mir Wer aber sowohl Fleischhauers Buch als auch Enckes Rezension gelesen hat und mein Eindruck ist, dass die meisten hier entweder nur eines von beiden oder aber gar nichts davon gelesen haben , dem wird Folgendes sofort auffallen: Frau Encke hat, im Gegensatz zu vielen Amazon-Rezensenten, das wechselhaft Ernste-Scherzhafte, das leicht Übertriebene, das einer Polemik nun mal zu eigen ist, nicht wirklich wahrnehmen können.


Roman über die Liebe, ihr Ende und das Leben danach. Klingt fast wie »Angry White Man« — dass sowas ne Freundin hat: nach Meinung der Rezensentin offenbar irgendwas in der Mitte zwischen »unglaublich« und »etwas degoutant«. Dummerweise reagiert sie aber genau auf die Art und Weise, wie Fleischhauer die Linken charakterisiert: humorlos und biestig. Wenn konservative, qua Ausrichtung seriöse Männer, solch Schiffbruch erleiden, ist die Wortflucht mit schwarzem Humor die leichteste.


Jan Fleischhauer: Alles ist besser als noch ein Tag mit dir. Knaus Verlag (Gebundenes Buch) - Aber man braucht nur einen Blick auf die neun Seiten Literaturhinweise zu werfen, um zu erkennen, hier hat ein Autor nicht locker vor sich hin geplaudert, hier wurde zusätzlich zur persönlichen Meinung wissenschaftlich fundiert recherchiert.


Unter Linken — unter was für Linken denn bitteschön. Fleischhauer ist seit 1989 Redakteur beim Spiegel-Magazin und stellt sein Werk als eine Art von Aussteiger-Buch vor. Doch das Buch fällt aus dem Rahmen der üblichen Konvertiten-Literatur heraus. Genaugenommen war Fleischhauer nämlich nie wirklich links im Sinne einer theoretischen Überzeugung und auch als Konservativer ist er stellenweise eher untypisch. Fleischhauer inszeniert sich in seinem Werk als überzeugter Überläufer in einer feindlichen Umwelt. Irgendwie kann man sich das nicht so gut vorstellen, das dieses Konservativ-Sein bei Leuten wie den Papstgetreuen Matthias Matussek und Henryk M. Doch wie links war Fleischhauer überhaupt. Es stellt sich heraus das Fleischhauer lediglich in einem linksliberalen Kulturmilieu aufgewachsen ist. Schon der Verzicht auf ein Deodorant, auf das »Sie« in der Anrede und eine Rasur von Achsel- und Beinhaar ging nun als aufrührerische Tat durch, die einen der endgültigen Machtübernahme näher bringen würde. Seite 92 Seine Eltern sind jan fleischhauer buch ihn prototypische Linke. Der Antiamerikanismus, hier in der antikulturimperialistischen Variante, findet sich rechts, wie links, als auch dazwischen. Jedenfalls handelt es sich um kein Spezifikum der Linken, wenn er dort leider auch mehr als genug zu finden ist. Immerhin, ein Teil der emanzipatorischen Linken hat das erkannt, lehnt ihn ab oder bekämpft ihn sogar. Damit präsentiert er eine Art Kalter Krieg in Kuschelrock-Version. Fehlende Empathie Wie jeder Konservativer behauptet auch Fleischhauer dass der Kapitalismus im Grunde gut sei. Das ein Wirtschaftssystem was nicht an den Bedürfnissen der Menschheit, sondern an der Gewinnmaximierung orientiert ist, milliardenfaches Elend und Hunger produziert, ignoriert der Autor völlig. Stattdessen ereifert sich Fleischhauer über einen angeblich ausufernden Wohlfahrtsstaat, der Minderheiten und faule Menschen alimentiert. Dazu kommt seine Klage über eine angebliche Opfer-Selbstinszenierung von Minderheiten. Als weißer, herkunftsdeutscher und heterosexueller Mann aus der Mittelschicht sind ihm selber die besonderen Erfahrungen und Probleme migrantischer, sexueller und sozialer Minderheiten natürlich fremd. Es ist überaus ignorant daraus zu schlussfolgern es gäbe sie nicht. Bei Fleischhauers Klagen über das selbstbewusster gewordene Auftreten von Minderheiten lässt er die Opfer-Selbstinszenierung des deutschen Mainstreams unter den Tisch fallen. Die Emanzipation der Frauen ist ein spektakulärer Triumph, sie ist mit Abstand die erfolgreichste Opfergruppe der Welt. Seite 37 So ist es dann auch ein Glück, dass viele wortführende Autorinnen der »Gender«-Theorie lesbisch und damit in Bezug auf die Familienrealität vorurteilsfrei sind. Seite 48 Für ihn sind tatsächlich die Reichen und Armen sic. Dass Fleischhauer kräftig an Realitätsverlust zu leiden scheint, sieht man an Sätzen wie diesem: Bei jedem Auslandsurlaub ist der gute Deutsche inzwischen darauf bedacht, nicht anzuecken. Er bindet sich brav ein Kopftuch um, wenn es die die lokale Sitte verlangt. Seite 263 Die einfallenden teutonischen Horden beispielsweise auf Mallorca, in Thailand oder in der Türkei respektieren gar nichts, schon gar nicht die Einheimischen und Sitten, die sie gar nicht interessieren oder auch nur wahrnehmen. Sie wollen in der Mehrheit nur Party, Erholung und Abenteuer in einer angenehmen und beheizten Umgebung. Linke bei Fleischhauer: Zwischen Pathologisierung und Nazi-Verwandtschaft Bei Fleischhauer findet eine Pathologisierung politischer motivierter Menschen statt. Seite 178 Während Fleischhauer die theoretische Unterfütterung von Linken fast konsequent ignoriert, pathologisiert und nazifiziert er sie umso lieber. Bei ihm findet eine sprachliche Angleichung z. Uns blieben nur noch Hausbesetzungen und Friedensdemonstrationen. Da ging es auch hoch her, aber das Engagement liefert nicht mehr den Stoff für Ritterkreuze. Seite 286 Undenkbar erscheint ihm das diese Kritik eventuell ernst gemeint und inhaltlich fundiert sein könnte. Auch Fleischhauer selbst trat wohl bereits mindestens einmal bei einer Studentenverbindung auf. Richtige Kritik aus dem falschen Mund Fleischhauers Buch ist zum größeren Teil Unsinn, es benennt aber auch real existierende schwache und kritische Punkte in der Linken. Die Geschichte und die gegenwärtige Praxis der Linken bieten ja durchaus allerlei Angriffspunkte. Zum einen benennt Fleischhauer ganz richtig den Untertanen-Geist und die Staatsgläubigkeit vieler Linker als Kritikpunkt, die häufig der Ausgangspunkt für antiindividualistische Utopien waren. Das Problem des Landes war in den letzten hundert Jahren sicherlich nicht ein zu gering ausgeprägtes Vertrauen in die Obrigkeit, aber kaum jan fleischhauer buch das kleine Wort »sozial« davor, ist das Geschichtsbewußtsein jäh erloschen. Weil sie nicht das Land lieben kann, wie sie selber sagt, ist sie zur Staatsvergötterung übergegangen. Die Linke mag keine Nationalhymne und keine Flagge, dafür kennt ihre Begeisterung kein Halten mehr, wenn es um die staatlich organisierte Wohlfahrt geht. Sie spricht dann vom »Modell Deutschland«, an dem sich die anderen mal ein Beispiel nehmen sollten. Das ist ihre Form des Nationalismus. Der Vorwurf an viele Linke, zumal in Deutschland, sie würde in ihrer Israelfeindschaft geschichtsblind vorgehen und Selbstreflexion vermissen lassen trifft zu: Sie zeigt nicht nur, wie weit die politmoralische Selbstermächtigung gehen kann, die aus einem tadellosen Gewissen erwächst, sie weist auch auf eine Geschichtsblindheit hin, die sich wohl am besten mit einer besonderen Gesinnungsverpanzerung erklären lässt. Seite 193 Auch die nicht gerade objektiven Maßstäbe bei der Bewertung von Israel in der Linken erfasst Fleischhauer richtig: Komischerweise finden dieselben Leute, die schon bei einem kleinen Lackschaden an ihrem Wagen dem Herzinfarkt nahe sind und hektisch nach der Polizei rufen, dass im Fall Israels die Bewohner etwas gelassener reagieren sollten. Seite 210 Doch wenn ein selbsternannter Konservativer wie Fleischhauer sich über rechten Antisemitismus und Israelhass ausschweigt und nur linken benennt, wird es seltsam. Möllemann und Hohmann waren keine Gespenster, sondern real existierende Personen. Im konservativen und liberalen Spektrum existieren ebenso Antisemitismus und Antizionismus wie unter Linken; Antisemitismus vermutlich sogar im größeren Ausmaß. Links über das Konsumieren ökologisch korrekter Produkte hinaus ist das aber kaum noch, sofern das Kriegeführen nicht zum Grundbestand linker Politik gehört. Jedenfalls war es Rotgrün und nicht Schwarzgelb das die Bundesrepublik in ihren ersten Krieg führte. Die Kritik an einigen real existierenden Missständen n der Linken wie Untertanengeist, Israelhass oder Antiamerikanismus ist inhaltlich durchaus richtig. Fleischhauer ignoriert aber das diese Kritikpunkte sich in allen Teilen der Gesellschaft wiederfindet und er ignoriert die in der Linken existierende Kritik an solchen Missständen. Überhaupt ignoriert er die Heterogenität innerhalb der Linken. Statt von einer Linken muss vielmehr von den Jan fleischhauer buch gesprochen werden. Vermutlich aus Kalkül differenziert Fleischhauer aber nicht, sondern führt den dümmsten und reaktionärsten Teil der Linken gerne einem Publikum vor. Trotz jan fleischhauer buch Selbstinszenierung als wiedergeborener Konservativer gibt Fleischhauer stellenweise nur einen sehr zahmen Konservativen ab. Normalerweise zeichnen sich Konservative durch das konsequente Primat von Nation, Religion, Familie auch gegenüber der parlamentarischen Demokratie aus.


Jan Fleischhauer - Autor
Damit trifft er einen Punkt. Seite 193 Auch die nicht gerade objektiven Maßstäbe bei der Bewertung von Israel in der Linken erfasst Fleischhauer richtig: Komischerweise finden dieselben Leute, die schon bei einem kleinen Lackschaden an ihrem Wagen dem Herzinfarkt nahe sind und hektisch nach der Polizei rufen, dass im Fall Israels die Bewohner etwas gelassener reagieren sollten. Auch Fleischhauer selbst trat wohl bereits mindestens einmal bei einer Studentenverbindung auf. Sind nicht auch Konservative denselben Lebens- und Liebes-Verhältnissen unterworfen wie der Rest auch? Im »Universum« haben wir gerade Probleme mit der neoliberalen Totalkaperung des Ladens. Vielleicht genau so: unter dem aufmerksamen Blick eines Psychologen, der dafür Sorge trägt, dass niemand im ersten Schock etwas Unüberlegtes tut. Jan Fleischhauer hat einen Großteil seines Lebens unter Linken verbracht. Dass es eine Polemik ist, versteht sich schon durch den Titel von selbst. Hat aber offensichtlich auch nix genützt. Im Blick auf die touristischen Ambitionen steckt das Land noch in den Kinderschuhen.